Datum

Donnerstag, 17.09.09 Pilze
An diesem Donnerstag wollten wir uns – jahreszeitlich passend – mit den Pilzen befassen. Glücklicherweise hatten es einige Regenschauer in der Woche zuvor verschiedenen Pilzarten im Stadtwald ermöglicht, ihre Sporenkörper aufzubauen.
Eine große Gruppe von Interessenten schwärmte zunächst aus, um im Umfeld des Waldlabors nach Pilzen zu suchen. Wir waren überrascht, wie viele verschiedene Arten wir finden konnten. Ein Stinkmorchel, der seinem Namen alle Ehre machte, war auch dabei.
Nach der Rückkehr ins Waldlabor haben wir die verschiedenen Objekte auf einem Tisch ausgebreitet, um sie schon auf den ersten Blick zu ordnen und zu systematisieren. Die größte Gruppe bildeten dabei die Lamellenpilze, d.h. Ständerpilze, die unter dem Hut leistenförmige Erhebungen zeigen, die radiär von der Mitte nach außen laufen. Dazu zählte z.B. der Parasol, ein guter Speisepilz von recht beeindruckender Größe, ebenso die Stockschwämmchen und Schwefelköpfchen sowie einige Ritterlinge. Schön war zu sehen, dass manche Fruchtkörper scheinbar aus dem Laub oder aus morschen Holzteilen getrieben wurden. Beim genaueren Hinsehen konnte man erkennen, dass Holz und Laub von den feinen Hyphen des Pilzmyzels durchsetzt waren, aus denen dann der Fruchtkörper gewachsen war.
Einzige Röhrenpilzart war der Rotfußröhrling. Das sporenbildende Gewebe besteht bei dieser Gruppe aus eng aneinander gestetzten Röhren, deren Öffnung nach unten zeigt. Sie wirken daher bei der Aufsicht wie ein Schwamm und lassen sich auch in ähnlicher Weise zusammendrücken. Viele gute Speisepilze, wie etwa der Steinpilz, die Marone, Butter- und Birkenpilz gehören in diese Gruppe. Den TeilnehmerInnen wurde nun auch bewusst, warum die Pilze in Bayern als "Schwammerl" bezeichnet werden.
Daneben fanden sich einige Baumschwämme, verholzte Gebilde, die am Totholz sitzen oder sogar noch lebende Bäume parasitieren.
Zwei kugelförmige, weiße Gebilde, etwa so groß wie ein kleines Hühnerei, erregten besondere Aufmerksamkeit. Nach einem mutigen Schnitt mit dem Schälmesser konnten wir erkennen, dass unter einer gallertartigen Hülle der Kopf eines Stinkmorchels verborgen war, der sich daraus entwickelt.
Abschließend konnten die TeilnehmerInnen – wenn auch unter einfachen Bedingungen – erstmals im Waldlabor die Pilze mit Binokular und Mikroskop untersuchen und feststellen, dass die Gewebe aus fädigen Strukturen aufgebaut sind. Die Zellen haben eine feste Zellwand, die aber, anders als bei den Pflanzen, nicht aus Zellulose, sondern aus Chitin aufgebaut ist.
Ein weiteres Thema war auch die Giftigkeit mancher Pilze. Welche Pilze sind giftig? Woran erkennt man sie? Wie kann man sich vor Pilzvergiftungen schützen? Da wir nicht jeden Pilz kennen können, muss generell die Regel gelten: Was ich nicht eindeutig kenne, darf ich auf keinen Fall in den Mund nehmen bzw. essen. Man wird die genießbaren Speisepilze nicht aus Büchern kennen lernen, sondern zunächst nur mit Experten, die man begleitet.